: Chemnitz März 2024

Chemnitz März 2024

Chemnitz ein Jahr bevor die Stadt zur Kulturhauptstadt Europas wird. Spaziergang über den Brühl. Eine der ersten Fußgängerstraßen in Karl-Marx-Stadt. Belebt, mit kleinen Geschäften, Cafés und Restaurants. Chemnitz 2024. Eine große Enttäuschung, viele Geschäfte geschlossen. Obwohl die Häuser bis auf wenige saniert sind, stehen Wohnungen leer. Viele Leute, so wurde mir erzählt, sind in letzter Zeit auf den Brühl gezogen, aber inzwischen interessieren sich nicht mehr genug für die sanierten Wohnungen, weil der Brühl eine öde Straße geworden ist. Immer mehr Geschäftsleute müssen wegen mangelnder Kundschaft aufgeben. Der Markt, das Rathaus und die großen Geschäfte sind nur 15 Minuten zu Fuß entfernt, zu den kleinen Geschäften auf dem Brühl geht kaum noch jemand. Ich kam sogar an einem großen georgischen Bistro vorbei, Mimino, aber auch das hatte geschlossen. Ich ging in den Innenhof der Hermannstraße, eine Querstraße zum Brühl, wo das Atelier von Axel Wunsch und Fritz Bonß war, erinnerte mich, dass sie ihre Ateliers alle in der Nummer drei hatten, mein Freund, der Maler Lutz Voigtmann, ganz oben und in dem Eckhaus Nr. 37 daneben war der Aufgang zur Wohnung von Georg Brühl, der drei Etagen mit seiner großen wertvollen Kunstsammlung belegte. Jede Wohnung hat jetzt einen Balkon. Bald wird die Sanierung auch hier abgeschlossen sein.
Besichtigung des Kaßberg-Gefängnis. Seit kurzem ist ein Teil des alten Gebäudes auf Initiative eines Vereins zu einem Lern- und Gedenkort gestaltet worden, der 2017-2023 nach und nach eröffnet wurde. In einem anderen Teil, direkt an der Kaßbergstraße, wird mit großen Tafeln auf die Gedenkstätte und auf die Funktion des Gefängnisses während der NS-Zeit und der DDR-Zeit hingewiesen.
»Das Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz ist als einstiger Abwicklungsort des Häftlingsfreikaufs aufseiten des ostdeutschen Regimes ein wichtiger Erinnerungsort an DDR-Unrecht und deutsche Teilung. Für die meisten der mehr als 33.000 politischen Gefangenen, die zwischen 1962/1963 und 1989 von der Bundesregierung aus der Haft in der DDR freigekauft wurden, ging es von hier aus in die Freiheit. Außerdem diente der Gebäudekomplex als Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit und zuvor der sowjetischen Geheimpolizei NKWD/MGB. In der Zeit des Nationalsozialismus waren im Kaßberg-Gefängnis Angehörige unterschiedlicher Verfolgtengruppen eingesperrt.« (Internetseite »gedenkort-kassberg.de«)