: »Wir leben nicht, wir existieren« Impressionen aus Georgien - Mai 1998


»Wir leben nicht, wir existieren« Impressionen aus Georgien - Mai 1998

Hörfunk-Feature, Deutschlandradio Kultur, 47 Minuten, 1998

1998 reise ich ein zweites Mal zu Gulia und Dato nach Tbilissi, dieses Mal, um Filmaufnahmen mit noch lebenden Veteranen des Aufstandes von Texel zu machen. Am 11. Mai 1998 um Mitternacht landet das Flugzeug in Tbilissi. Von Dato und Gulia ist nichts zu sehen. Als ich endlich das Visum im Reisepass habe und der Grenzbeamte mich passieren lässt, hole ich meine Reisetasche. Am Ausgang stürzen gleich mehrere Männer auf mich zu. Private Taxifahrer. Endlich kommen Gulia und Dato. Ihr Freund Gia, ein Künstler, hat sie hergefahren. Ihren alten Lada haben sie verkauft. Gia ist groß und schlank, trägt die dunklen Haare etwas länger als Dato, ist frisch rasiert. Er fährt einen sehr alten Opel aus Deutschland, auf den er nichts kommen lassen würde. Wieder fahren wir über den Rustaweli-Prospekt, jetzt lassen viele erleuchtete Geschäfte und Lokale den Boulevard erstrahlen. »Hotel Tbilissi« hat einen neuen weißen Anstrich. Eine amerikanische Hotelkette wird es betreiben. Auf der Dolidze Straße, in der Gulia und Dato wohnen, gibt es viele neue Kioske. Verkauft wird auch weit nach Mitternacht.