: Krankengeschichte für die Nachwelt - Ladislaus Szücs - Als Arzt im Konzentrationslager


Krankengeschichte für die Nachwelt - Ladislaus Szücs - Als Arzt im Konzentrationslager

Hörfunk-Feature, Deutschlandfunk, 45 Minuten, 1998

Ladislaus Szücs studierte Medizin und promovierte 1933 in Leipzig. Er war als Hals-Nasen-Ohren-Arzt in Budapest und Wien tätig. Szücs war in den Konzentrationslagern Auschwitz und Mauthausen sowie dessen Außenlager Melk und Ebensee inhaftiert und wurde auch auf einen Todesmarsch getrieben. Nach der Befreiung des Lagers Ebensee durch die US-Armee am 7. Mai 1945 kehrte er in das mittlerweile kommunistisch-rumänische Siebenbürgen zurück, betätigte sich als Arzt und litt unter den schlechten Lebensbedingungen wie Diktatur, Armut und Unfreiheit. Mehrere Versuche auszuwandern schlugen fehl.
In den 1960er Jahren begann er, seine Erinnerungen an die Verfolgungszeit in später mehrfach ausgestellten Tusche-Zeichnungen festzuhalten: Totenköpfe, Gehenkte, Skelette, Reflexionen zu Folter, Misshandlung, Leiden und Tod. Als er das Rentenalter erreicht hatte, durfte Ladislaus Szücs schließlich 1974 mit seiner Familie nach Deutschland ausreisen und ließ sich als Arzt in Bad Sassendorf nieder. Wiederum Jahrzehnte später, bereits im 82. Lebensjahr, fühlte er sich in der Lage, seine Erinnerungen an die Erlebnisse in deutschen Konzentrationslagern auch niederzuschreiben, die 1995 in Frankfurt am Main unter dem Titel Zählappell erschienen. Mit diesem schonungslosen Bericht wollte er sich »von der Last der Erinnerung befreien« und verhindern, die »Geschichte der Unschuldigen und Schuldigen mit ins Grab zu nehmen«.